Rumtopf

Konservierte Sommersonne

Jemand, der statt einer Flasche Wein einen Rumtopf als Gastgeschenk mitbringt, hätte früher für Verwunderung gesorgt. Heute ist das cool, mehr noch: Gelegentlich trifft man sich allein aus diesem Grund. Bei Swap-Partys wechseln Gläser voller Kirschmarmeladen und selbstgedörrten Pflaumenchips den Besitzer. „Food-Prepping“, der englische Begriff für „Haltbarmachen“, liefert auf Instagram an die hunderttausend Ergebnisse. Und so ist Großmutters traditioneller Rumtopf wieder hip und kein belächeltes Relikt aus Wirtschaftswunder-Zeiten mehr (Käseigel, Toast Hawaii, Strammer Max, gefüllte Erdbeeren, Pfirsich-Bowle).

Rum ist Bacardi, Havana Club, Mojito, Planters Punch und Cuba Libre. Wie passt dazu der deutsche Rumtopf? Seine Geschichte begann laut historischen Überlieferungen mit dem Transport von Früchten und Rum in der Kolonialzeit. Als westlichster Punkt der Ostsee war Flensburg einer der bedeutendsten Handelshäfen für die Schiffe der Dänisch-Westindien-Flotte, die regelmäßig die „Jungferninseln“ in der Karibik, die ehemals dänisch-westindischen Inseln St. Croix, St. Thomas und St. John, ansteuerten. Durch Zufall fielen eines Tages die Früchte in ein Fass, das mit Rum gefüllt war. Die Früchte blieben anschließend deutlich länger haltbar, als erwartet. Gleichzeitig erkannten die Seefahrer, dass diese Früchte nicht nur haltbarer, sondern auch aromatischer waren. 

En bref: Rumtopf ist eine reizvolle Möglichkeit, die Früchte des Gartens zu konservieren. Beim klassischen Rezept beginnt man bereits im Frühsommer, die ersten Früchte mit etwa der gleichen Menge Zucker und hochprozentigem Rum einzulegen und mit jedem Monat kommen neue Zutaten hinzu, bis in den Winter hinein. Die Reihenfolge der Früchte wird durch die Jahreszeiten bestimmt. Im Dezember gönnt man ihm dann eine letzte Ruhephase bevor er meist zu Weihnachten das erste Mal serviert wird. Traditionell werden die Früchte in einem Steinzeugtopf angesetzt, da dieser säurebeständig und lichtundurchlässig ist. 

Rezept Rumtopf

Die Qualität eines Rumtopfs steht und fällt mit der Qualität der verwendeten Früchte. Für einen guten Rumtopf sollte man deshalb nur reifes, frisches und vor allem absolut einwandfreies Obst (ohne Druckstellen etc.) verwenden.  Theoretisch können so gut wie alle Früchte genutzt werden, die von Frühjahr bis Herbst in unseren Regionen zu finden sind. Besonders geeignet und aromatisch sind

  • Erdbeeren
  • Süßkirschen
  • Himbeeren und Brombeeren
  • rote Johannisbeeren
  • Pfirsiche
  • Aprikosen
  • Pflaumen

Mann kann auch Mango, Ananas, Papaya, Kiwi oder Honigmelone verwenden, und damit einen tropischen Rumtopf ansetzen.

Zutaten:

  • jeweils 500 g küchenfertige Früchte der Saison
  • 0,5 l brauner Rum je Fruchtsorte
  • 500 g normaler Kristallzucker für die erste Fruchtsorte
  • danach jeweils 250 g brauner Rohrzucker je Fruchtsorte
  • 1 Vanilleschote
  • 1 Zimtstange

Welcher Rum eignet sich am besten?

Meine Favoriten sind ein Mix aus 2 Sorten:
Für die ersten beiden Fruchtsorten (Erdbeeren und Kirschen):
PLANTATION RUM OVERPROOF O.F.T.D. 69% 0,7L oder
SISTER ISLES WINE BARREL RESERVA RHUM 40% 0,7L

Für alle weiteren Früchte verwende ich dann:
MYERS RUM ORIGINAL DARK 40% 0,5 l oder
RON BOTUCAL RESERVA EXCLUSIVA 40% 0,5 l

Ende Mail / Anfang Juni
Schritt 1 – Erdbeeren

Die Erdbeeren waschen, die Stiele entfernen und die Früchte mit Küchenkrepp trocknen. Die Erdbeeren unbedingt ganz lassen, nicht halbieren. Nur rote und reife Früchte ohne Grünstellen verwenden. 500 g küchenfertige Erdbeeren auf den Boden des Rumtopfs geben, mit 500 g Kristallzucker vermischen und 2 Stunden ziehen lassen.
Die Vanilleschote der Länge nach anritzen und zusammen mit der Zimtstange in den Topf geben.
Danach die Früchte mit ca 0,5 – 0,7 l Rum begießen bis sie vollständig bedeckt sind. Der Rum sollte ca. einen Fingerbreit über den Früchten stehen. Vorsichtig umrühren damit sich der Zucker besser auflöst und darauf achten, dass dabei keine Früchte beschädigt werden. Den Topf mit Klarsichtfolie bespannen und dann mit dem Deckel verschließen. An einem kühlen Ort, z.B. im Keller lagern – ideal sind 10°-15° Grad.

Ende Juni / Anfang Juli
Schritt 2 – Kirschen

Ein paar Wochen später wird der Vorgang mit Kirschen wiederholt. Die schönsten Kirschen ohne Fehler und Druckstellen waschen, entsteinen, gut trocken tupfen und 500 g in den Rumtopf geben. 250 g braunen Zucker und ca. 500 ml Rum hinzufügen und die Früchte einmal vorsichtig umrühren. Der Rum sollte nun ca. 2 cm über den Früchten stehen. Falls zu viele Früchte an der Oberfläche schwimmen, kann man einen kleinen Teller nehmen und die Früchte damit beschweren, so dass sie alle von Rum bedeckt sind. Den Topf wieder mit Klarsichtfolie bespannen, mit dem Deckel verschließen und kühl stellen.

Ende Juli / Anfang August
Schritt 3 – Himbeeren und rote Johannisbeeren

Den Vorgang mit 500 g Himbeeren, 200 g entstielten Johannisbeeren, 250 g braunem Zucker und 500 ml Rum wiederholen.

Ende August / Anfang September
Schritt 4 – Pfirsiche und/oder Aprikosen

Das Obst 20 Sekunden in sprudelnd heißem Wasser blanchieren, mit einer Schaumkelle entnehmen und sofort unter kaltem Wasser abschrecken. Danach lässt sich die Haut leicht entfernen. Abkühlen lassen, entsteinen und in kleine mundgerechte Stücke schneiden. Danach den Vorgang mit 500 g geschnittenen Pfirsichen (oder einem Mix aus Pfirsichen und Aprikosen) 250 g braunem Zucker und 500 ml Rum wiederholen.

Ende September / Anfang Oktober
Schritt 5 – Pflaumen

Den Vorgang mit 500 g geviertelten und entsteinten Pflaumen, 250 g braunem Zucker und 500 ml Rum wiederholen.

Schritt 6: Den Rumtopf nun 2 Monate reifen lassen. Alle paar Wochen kontrollieren und den Bodensatz von Zucker umrühren (vorsichtig, damit keine Früchte zermatscht werden). Gegebenenfalls nochmal etwas Rum hinzufügen, da die Rum-Menge durch Einziehen in die Früchte oder durch Verdunsten variieren kann.

Wenn man Anfang Juni mit dem Ansetzen des Rumtopfs beginnt, ist er pünktlich zur Adventszeit fertig.

Schritt 7: Vor dem Servieren die Früchte nochmal vorsichtig umrühren, in kleine Schälchen oder Gläser füllen. Dazu passt Vanilleeis oder → Vanilleparfait. Aber auch mit → Waffeln, Grießflammerie, → Kaiserschmarrn oder Topfenschmarrn lässt sich Rumtopf wunderbar kombinieren.

Serviervorschlag: Rumtopf mit Vanilleparfait
Serviervorschlag: mit Griesflammerie

Tipp: Wenn der Rumtopf serviert wurde und alle Früchte verbraucht sind, bleibt immer viel von dem Ansatz übrig. Diesen fruchtig-würzigen Likör mit milder Süße kann man in Flaschen abfüllen, lagern und bei Bedarf mit Vanilleeis genießen. Oder als Sorbet weiterverarbeiten. Oder Freunden als Geschenk mitbringen…

Gutes Gelingen und einen ebenso guten Appetit!

Welche Erfahrungen haben Sie mit Rumtopf gemacht? Kennen Sie eine Rezeptvariation? Ich freue mich auf Ihre Ergänzungen in den Kommentaren.

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