Vanilleparfait

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Beginnen wir mit einem kontrastreichen Beispiel: Etwa dem Unterschied zwischen einer Reise in der Upper Class von Virgin Atlantic und einem Billigflug mit Ryanair. Oder, um in der Genusssprache zu bleiben, dem Unterschied zwischen einem „Riesling 2014 Kirchenstück GG von Bassermann-Jordan“ und einem „Riesling Württemberg QbA, fruchtig lieblich“ vom Discounter. Der Gegensatz könnte kaum größer sein! Genauso verhält es sich mit diesem selbstgemachten Vanilleparfait und einem  industriell hergestellten Vanilleeis aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt (das überwiegend aus billigen Fetten, künstlichen Aromen, Luft und → süßenden Substanzen besteht).

Unter einem klassischen Eisparfait stellte man sich in der französischen Küche ein besonders feines Kaffee- oder Mokkaeis vor; heute gibt es zahlreiche Geschmacksvariationen. Es unterscheidet sich von Eiscrème dadurch, dass es während des Gefrierprozesses nicht gerührt- und auch nicht in einer Eismaschine hergestellt wird. Für die Zubereitung füllt man eine mit Eigelb, Zucker und Schlagsahne vermischte Parfaitmasse in Metallformen und friert diese stehend ein. Man findet viele Rezepturen, bei denen das Parfait mit weiteren Geschmacksgebern, Extrakten, Fruchtpürees, Marmeladen, Honig oder Likör aromatisiert wird. Ich begnüge mich seit vielen Jahren mit dem nachfolgenden Grundrezept.

Dieser Dessert-Klassiker gelingt immer, ist relativ einfach im Voraus (und auf Vorrat) herzustellen und überzeugt durch seine feine, crèmige Konsistenz und ein intensives Vanillearoma. Das Parfait passt ausgezeichnet zu frischen Beeren, Fruchtmark oder → Tarte Tatin.

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Rezept Vanilleparfait  (für 6-10 Personen)

  • 300 g Wasser
  • 300 g selbst gemachter → Vanillezucker
  • 2 große Vanilleschoten
  • 1 l süße Bio-Sahne (wenn möglich ohne Carragen)
  • 6 Eigelb (oder 100 g pasteurisiertes Eigelb / Eifix)
  • 50 g Zucker
  • 1 Prise Salz

Sie benötigen außerdem:  1 Handmixer, 2 große Rührschüsseln, 1 kleine Schüssel, Topf mit Wasserbad und einen Topf für die Zuckerreduktion

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Schritt 1: Wasser, Vanillezucker, aufgeschnittene Vanilleschoten mit ausgelöstem Mark in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Die Flüssigkeit reduzieren bis zum „starken Faden“, d.h. bis die eigedickte Zuckerflüssigkeit eine Temperatur um die 107°C erreicht hat und zähklebrig in Fäden vom Löffel oder Schneebesen tropft. Den Topf von der Herdplatte nehmen und abkühlen lassen. Dann die ausgekochten Vanilleschoten herausnehmen – sie werden nicht mehr benötigt.

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Schritt 2: Die Sahne in einer Rührschüssel steif schlagen und sofort in den Kühlschrank stellen

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Schritt 3: Die 6 Eigelb mit 50 g Zucker und einer Prise Salz in einer Rührschüssel aus Edelstahl über dem heißen Wasserbad mit dem Handmixer so lange aufschlagen, bis die Masse hell, dicklich und schaumig wird. Das kann 5 Minuten dauern. Das Wasser sollte dabei nicht sprudelnd kochen, sonst gerinnt die Masse. Die Rührschüssel vom Wasser nehmen und beiseite stellen.

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Optional: Für den nächsten Schritt kann man ein Spülbecken oder eine sehr große Schüssel mit Eis oder Eiswasser und Salz füllen (fördert die Kälte). Die Masse kühlt deutlich schneller ab und bekommt eine schönere Konsistenz. Notfalls funktioniert es auch ohne Eiswasser, das Parfait wird dann aber weniger fluffig.

Schritt 5: Den warmen Vanille-Zuckersirup langsam in die noch warme Eigelb-Masse einrühren. Die Rührschüssel in Eiswasser oder direkt auf zerstoßenes Eis stellen und ca. 5 Minuten kalt schlagen.

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Schritt 6: Die Schlagsahne aus dem Kühlschrank nehmen und die Ei-Zucker-Masse auf (!) die geschlagene Sahne geben und mit einem Gummischaber gleichmäßig einziehen. Für diesen Arbeitsschritt nicht den Mixer verwenden, da die Masse sonst zu flüssig wird.

An dieser Stelle können optional noch ein paar (wenige) Früchte untergehoben werden.

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Schritt 7: Die fertige Masse eine Kuchenform (Kasten oder Gugelhupf) oder in Muffin-Förmchen füllen, glattstreichen, mit Klarsichtfolie abdecken und mindestens 6 Stunden gefrieren lassen. Man kann die Form auch erst bis zur Hälfte füllen, dann eine Krokant-, Karamell- oder dicke Fruchtcrème auftragen und anschließend die restliche Masse auftragen.

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Das Parfait 10-15 Minuten vor dem servieren aus dem Tiefkühler nehmen. Klarsichtfolie entfernen. Im Waschbecken die Rückseite der Form kurz mit heißem Wasser übergießen, danach die Form auf eine Platte stürzen und antauen lassen. Nach 10 Minuten lässt sich die Form gut abheben. Das Parfait in Rechtecke oder Dreiecke portionieren (am leichtesten geht das mit dem Elektromesser) und mit Mandelhippen, Früchten und etwas Minze dekorieren. Besonders gut passen frische Beeren, Fruchtmark, Rumtopf oder → Tarte Tatin.

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Gutes Gelingen und einen ebenso guten Appetit!

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Welche Erfahrungen haben Sie mit Parfait gemacht? Kennen Sie eine Rezeptvariation? Ich freue mich auf Ihre Ergänzungen in den Kommentaren.

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4 Kommentare
  1. Ufff. Nachdem ich 1 l Sahne geschlagen hatte (10 Minuten! Was für ein Akt) hatte mich schon die Lust und der Mut verlassen. Aber gut. Weitermachen. Das Versprechen auf eine First-Class Eisgenuss statt Billignummer (toller Vergleich übrigens) hatte mich neugierig gemacht und lies mich durchhalten. Und: Es hat sich gelohnt. Boah ey! Was für ein Geschmack! Was für eine Cremigkeit. Wir haben das mit Früchten (Rumtopf) und mit Kuchen probiert und das Ergebnis hat uns wohl für immer versaut (excuse my language ;-)) Nie wieder Langnese! So ein tolles Parfait habe ich noch nirgendwo gefunden und meine Freunde wollen mehr und mehr und mehr. Danke Culture Food. Klasse Rezept.

  2. Vielen Dank für dieses Rezept! Anfangs konnte ich mich nicht entschließen, dieses Parfai selbst zu machen. Es erschien mir ziemlich aufwendig und kompliziert. Jetzt habe ich es schon zweimal gemacht und muss feststellen: Wenn man die Routine verstanden hat, geht es sogar richtig schnell und einfach. Und das Resultat spricht für sich. Der kremige Geschmack ist wirklich unschlagbar und wunderbar mit Kuchen oder Früchten.
    Das einzige Problem: Das Eis schmilzt ganz schön schnell und man muss sich beim anrichten ziemlich beeilen. Kann man irgendwas in die Masse hinzugeben, damit es nicht so schnell schmilzt?

    1. Das kann man, liebe Hanna, und es gibt verschiedene Ansätze: In die warme Ein-Vanille-Zucker-Creme werden eingerührt: a) Entweder etwas aufgelöste Gelatine oder b) eine Messerspitze Johannesbrotkernmehl. Dies, bevor man die Sahne und den Eischnee vermischt. Persönlich finde ich aber, dass man die Beigabe im fertigen Parfait leicht rausschmeckt, weshalb ich lieber das schnelle Schmelzen in Kauf nehme.

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