Prosecco Bisol aus Valdobbiadene – der feine Unterschied!

Von wegen billige Weinbrause aus dem Supermarktregal: In den schroffen Hängen des Treviso produziert die Familie Bisol höchst elegante und anmutige Prosecchi.

 

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Sie schäumen alle und sie perlen alle. In Deutschland gelten Sekt, Asti, Frizzante, Secco oder Cava weitestgehend als prickelndes Begrüßungsgetränk, das günstig, lecker, erfrischend und mixbar sein soll. So unterschiedlich wie die Namen sind auch die Preise. Beim Discounter oder an der Tankstelle kostet eine Flasche Prosecco weniger als zwei Euro. Im Fachhandel klettern die Preise nur selten über die 10 Euro Grenze. Wässrig, süß, grobperlig, banal und mit einem Bukett von saurem Sprudel – bestenfalls so lässt sich die Durchschnittsqualität dieser Perlweine, wie sie im Amtsdeutsch bezeichnet werden, beschreiben. Jedenfalls hat dieses wertlose Partygesöff, dessen Grundweine zwischen Ural und Atlantik zusammengekauft werden, nichts mit dem Weingut zu tun, das ich heute auf Culture Food vorstellen möchte: Weingut BISOL, Valdobbiadene

Der nachfolgende Text über einen höchst eleganten und anmutigen Prosecco ist nicht geschrieben, um mit nüchternem Kopf gelesen zu werden. Er soll getrunken werden. Er ist eine Liebeserklärung, und solch ein Bekenntnis lesen wir nicht gern unter Neonlicht. Wir lauschen ihm am liebsten in lauen Sommernächten oder auch im sanften Kerzenlicht vor, zu oder nach einem gelungenem Mahl. Er handelt von einem Getränk; nein, auch das ist zu sachlich: Der Text erzählt die Geschichte eines Tranks, den Casanova für den süßen Rausch der Zärtlichkeit, für die zauberische Verstrickung der Sinne für unentbehrlich hielt. Winston Churchill soll für ihn sogar bereit gewesen sein, in den Ersten Weltkrieg zu ziehen. Und Bismarck hat angeblich bei einem Essen mit Kaiser Wilhelm II auf die Frage, warum er deutschen Wein nicht anrührte, diesem entgegnet: „Bei mir, Majestät, macht der Patriotismus kurz vor dem Magen halt.“ Es ist überliefert, dass Bismarck Champagner bevorzugte.

 

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Wir befinden uns in den hügeligen Ausläufern der italienischen Alpen zwischen Conegliano und Valdobbiadene. Es ist eine etwas schroffe, wild-romantische Landschaft, von der man bei gutem Wetter eine fantastische Fernsicht auf die gesamte Regione del Veneto und die weit gestreckte Poebene hat – ganz hinten glitzert die Lagune von Venedig in der Mittagssonne. Und hier liegt das „eigentliche“ Prosecco-Kernland. „Eigentlich“ deshalb, weil das designierte Prosecco-Gebiet um ein Vielfaches größer ist und von Triest bis Padua reicht. 2010 wurde der Prosecco aus Conegliano-Valdobbiadene weinrechtlich aufgewertet und wird seitdem mit dem Zusatz Superiore DOCG. verkauft. „Prosecco di Valdobbiadene DOCG.“ steht auf dem Etikett, was quasi einem vinophilen Ritterschlag gleichkommt.

 

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Das Gebiet des Prosecco di Conegliano Valdobbiadene Superiore DOCG umfasst heute ca. 6.500 Hektar und ist in 15 Gemeinden unterteilt. Die klimatischen Bedingungen sind für den hier praktizierten Weinbau bestens geeignet: Die Sommer sind nicht zu heiß, die Winter nicht zu streng. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten werden die Reben hier, im Gegensatz zu den außerhalb gelegenen DOC-Provinzen Treviso und Assolo, ausschließlich in Hang- oder Steillagen kultiviert. Hier können die Trauben nach den oft sehr ergiebigen Regenfällen schneller trocknen, da mehr Sonne an die Rebstöcke kommt, die bis zu 30 Jahre alt sind. Das wiederum verringert die Menge des schadhaften Leseguts.

Die Hauptrolle spielt die goldgelbe Glera Traube, die zu mindestens 85 Prozent enthalten sein muss und damit die Grundlage für den Prosecco bildet. Abhängig von den Präferenzen des Kellermeisters, der jeweiligen (Einzel-)Lage und des Jahrgangs wird diese Hauptrebsorte mit geringen Mengen der einheimischen weißen Sorten Verdiso, Bianchetta, Perera, Glera Lunga oder mit Chardonnay verschnitten.

 

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Die Trauben werden von Hand gelesen, wobei die Erntemenge für DOCG-Prosecco auf 13.500 kg pro ha begrenzt ist. Anschließend wird das Lesegut schonend gepresst: Aus 100 kg Trauben gewinnt man maximal 70 l Most.

Im Gegensatz zu Champagner, Crémant oder Winzersekt tendiert Prosecco stets zu etwas mehr Süße, was ihn zu einem idealen Aperitif macht. Die Extra Brut Weine haben zwischen 12 und 20 Gramm Restzucker, während die Brut oder Dry Varianten zwischen 20 und 35 Gramm aufweisen.

„Leicht ist die Arbeit nicht“, erklärt uns Desiderio Bisol, während er eine Flasche JEIO Cuvée Brut entkorkt. „Man muss sich ja nur mal umschauen, dann weiß man Bescheid. Eine harte Voralpenlandschaft, steil und schroff. Jede Traube müssen wir dem Boden abringen. Aber der Prosecco gehört nun mal hierher wie der Chianti in die Toskana und der Barolo ins Piemont. Das kann man riechen! Das kann man schmecken! Das Terroir perlt aus jeder Flasche.“

 

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Ein Rundgang durch das Weingut Bisol führt uns durch den historischen Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert

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Der Prosecco gärt in Außentanks, nicht in der Flasche wie Champagner

 

 

Die Familie Bisol betreibt Rebbau seit 1542 und trat zu dieser Zeit als Pächter der ausgedehnten Ländereien der Adelsfamilie Da Pola im Valdobbiadene in Erscheinung. In den kommenden Jahrhunderten gewann das Weingut Bisol an Bedeutung, vor allem durch die unermüdlichen Bestrebungen von Eliseo Bisol im 19.Jahrhundert. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts übernahm Eliseos Sohn Desiderio, genannt Jeio, den Betrieb und führte ihn erfolgreich fort. Peu à peu wurden die besten Parzellen in Hanglagen gekauft, damit sich die Glera-Rebsorte so gut wie möglich entwickeln konnte. Als besonderes Lagenjuwel gilt der Cartizze-Hügel, der aufgrund seiner sonnenreichen Ausrichtung als exklusivster Weinberg in der weltweiten Prosecco-Produktion gehandelt wird. Heute ist Gianluca Bisol Vorstand des Unternehmens, während sein Bruder Desiderio Bisol das Amt des Chef-Önologen und des technischen Leiters inne hat. Sie bewirtschaften 50 Hektar Rebfläche, allesamt auf den steilen Hügeln des Valdobbiadene auf insgesamt 20 Weinberge verteilt. Und wie sollte es anders sein, auch die Nachkommen Jeios verstehen ihr Handwerk: Ob Cru oder „normaler“ Prosecco – die Weine von Bisol werden bei internationalen Verkostungen mit Auszeichnungen geradezu überhäuft.

 

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Die Familie Bisol in ihrem Weinkeller

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Die Verkostung

 

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JEIO 


Cuvée Brut
Glera & Chardonnay
Mit seinem verführerischen Duft nach Pfirischen, Aprikosen und Akazienblüten sowie seiner absolut unbeschwerten Art ist dieser Prosecco ein Multitalent. Sehr trockener Eindruck durch gut eingebundene Säure. Begleitet von einem wunderbar samtigen, feinperligen Mousseux.

 

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Colmei
Prosecco di Valdobbiadene D.O.C.G.
100% Glera
Ein sortentypischer Prosecco der Extraklasse. Feine und lebendige Perlage. Würzig-frische Aromen und viel Fruchtigkeit, dabei leicht süßlich aber gut balanciert.

 

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BISOL

Crede 

Valdobbiadene Prosecco Superiore D.O.C.G. Brut
85% Glera, 10% Pinot Bianco, 5% Verdiso
Der Crede stammt ausschließlich von optimal ausgerichteten Hanglagen, deren Mischböden aus Lehm und maritimem Sandgestein die Reben auch bei Hitze optimal versorgen. Herrlich frischer Duft nach Lilien und Grapefruit. Geschmacklich hält er, was er in der Nase verspricht, und überzeugt mit einer zugänglichen Fruchtigkeit. Samtige Perlage, geschmeidig und lang anhaltend. Nicht umsonst zählt der meistverkaufte Prosecco des Weinguts auch zu unseren Favoriten.

 

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BISOL
Vigneti del Fol 
Valdobbiadene Prosecco Superiore D.O.C.G. Extra Dry
100% Glera
Dieser Prosecco stammt aus den Lagen direkt um das Weingut und ist damit das historisch wichtigste Label. Im Duft erinnert er an Wildblumen, im Geschmack ist er ausbalanciert, saftig und animierend mit deutlichen Noten von Äpfeln, Birnen und Kernobst.

 

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BISOL
Cartizze
Valdobbiadene Prosecco Superiore die Cartizze D.O.C.G. Dry
100% Glera
Die Grande Dame des Weinguts. Diesen halbtrockenen Prosecco genießt man am besten zum Dessert. Die sonnenverwöhnte Toplage bringt üppige Noten von gelben Äpfeln und Birnen. Für uns der eleganteste Prosecco von Bisol.

 

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BISOL
Private Cartizze
Valdobbiadene Prosecco Superiore die Cartizze D.O.C.G.
100% Glera
Traditionelle Flaschengärung im Rüttelpult findet man im Gebiet um Valdobbiadene nur selten. Die limitierten Flaschen des Bisol Private Cartizze dürfen als Inbegriff eines halben Jahrhunderts Forschungs- und Experimentierarbeit angesehen werden. Die 21-monatige Nachreifung in der Flasche ist der wohl interessanteste Weg, die Besonderheiten des Cartizze würdig zur Geltung zu bringen, der in der Prosecco-Qualitätspyramide an oberster Stelle steht. Der komplexe Wein (zero dosage) ist sehr elegant, mineralisch, feinfruchtig mit Reifenoten, die (nicht unangenehm) an Petrol erinnern.

Die Produktpässe aller Weine von Bisol können Sie → hier als PDF herunterladen.

 

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Zusammenfassend kann man sagen, dass bei Bisol Prosecchi voller Frische, Eleganz und klassischer Aromen hergestellt werden, die sich äußerst gekonnt von der Masse abheben und eine genussvolle Alternative zu Champagner darstellen. Die Familie Bisol kontrolliert den gesamten Herstellungsprozess und setzt kompromisslos auf Selektion und gezielte Ertragsreduzierung. Erzeugt werden jährlich rund 375.000 Flaschen Prosecco der Marke BISOL, 1,5 Mio Flaschen der Marke JEIO sowie 50.000 exklusive Flaschen BISOL Private Cartizze nach dem Champagner-Verfahren.
Beim Abschied frage ich Signore Bisol, ob er in Deutschland denn schon genügend Händler habe, die seinen wunderbaren Prosecco vertreiben. „Ach wissen Sie“, meint er lächelnd „in Deutschland leidet der Prosecco ja noch bis heute unter dem Ruf, eine billige Plörre zu sein. Wir exportieren den Großteil unserer Produktion nach England, in die USA und nach Asien. In diesen Ländern ist der Verkauf kein Problem, da die Märkte großes Interesse an DOCG-Appellationen zeigen und darüber hinaus deutlich mehr qualitäts- und weniger schnäppchenorientiert sind. Aber falls Sie in Deutschland noch hochwertige Weinhändler oder kundige Weingenießer kennen, mit denen Sie uns zusammenbringen können, jederzeit gerne.“

Was ich hiermit herzlich gerne tun möchte. Cin Cin! 🍾

 

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www.bisol.it

BISOL
Via Follo, 33
31049 Santo Stefano di Valdobbiadene (TV)
Tel +39 0423 900 138
info@bisol.it

Übrigens: Nicht nur als Weinproduzenten, sondern auch als Hoteliers betätigen sich die Bisols. In der Lagune von Venedig entand in den letzten Jahren ein ambitioniertes und sehr gelungenes Konzept aus Weingut – Hotel – Gourmetrestaurant, das mit viel Aufwand und Leidenschaft von der Familie und unter der Leitung von Mateu Bisol geleitet wird. → Informationen hier.

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